«Man will alles, und zwar sofort»

Der Staat trete im Gesundheitswesen immer dominanter auf und mische sich überall ein, sagt Beat Huber. Der Direktor der Zürcher Klinik Pyramide am See ist froh, dass seine Institution nicht auf der Spitalliste steht und so vergleichsweise frei agieren kann. Von Alex Reichmuth und Vera Hartmann (Bild) Weltwoche Nr. 50.14

 

Beat Huber führt die Klinik Pyramide am See in Zürich seit deren Eröffnung 1993 als Direktor. Zuvor wirkte der heute 56-Jährige im In- und Ausland als Manager in der Hotellerie. Er ist Mitgründer des Vereins The Swiss Leading Hospitals, der Qualitäts-Labels an Spitäler vergibt. Die Privatklinik Pyramide am See ist auf plastische Chirurgie, Brustkrebs-Chirurgie sowie Gelenkund Sportchirurgie spezialisiert. Weitere Schwerpunkte sind Kiefer-, Augen-, Venenund Handchirurgie. In der Klinik werden jährlich rund 2300 Patienten von 120 Belegärzten behandelt. Der Umsatz beträgt knapp 22 Millionen Franken.

Beat Huber, welche Vorteile bietet Ihre Privatklinik – abgesehen von der schönen Aussicht über den See und der prämierten Küche?
Der Komfort in unserer Klinik ist auf dem Niveau eines Viersternehotels. Wir sind klein und übersichtlich, die Atmosphäre ist familiär. Als Privat- und Halbprivatversicherter kann man den Arzt frei wählen. Dieser betreut einen während der ganzen Behandlung und ist auch jederzeit erreichbar. Der Arzt wechselt nicht, und nichts wird an Assistenten delegiert. Die Patienten können mitbestimmen, wann eine Operation stattfindet.

Wird man hier medizinisch besser behandelt als in einem öffentlichen Spital?
Nein, so kann man es nicht sagen. Aber man hat den Vorteil, einen besonders erfahrenen Arzt wählen zu können.

Luxuskliniken wie die Ihre leisten doch einer Zweiklassenmedizin Vorschub.
Der Begriff «Luxus» passt mir nicht, weil er Verschwendung suggeriert. Vielmehr bieten wir Erstklassigkeit. Die medizinische Versorgung in der Schweiz ist auch für Allgemeinversicherte auf einem sehr hohen Niveau. Zusatzversicherte geniessen aber mehr Komfort.

Ihre Klinik ist unter anderem auf Schönheitschirurgie spezialisiert. Diese hat nicht gerade den besten Ruf.
Wir stehen zur ästhetischen Chirurgie und betreiben diese auf einem hohen Level. Dazu gehört, dass wir unseren Kunden von Eingriffen abraten, wenn diese unverhältnismässig oder mit zu hohen Risiken verbunden sind. Nicht alle unserer Konkurrenten sind da so seriös.

Die Klinik Pyramide am See hat 2009 beschlossen, sich nicht um die Aufnahme auf die Spitalliste zu bewerben, sondern ein reines Vertragsspital zu bleiben. Dadurch entgehen der Klinik Beiträge des Kantons. War der Entscheid richtig?
Ja. Wir geniessen mehr unternehmerischen Freiraum als Kliniken auf der Spitalliste. Uns ist wichtig, vom Staat so unabhängig wie möglich zu bleiben. Es wäre für uns undenkbar, dass der Kanton vorschreibt, was wir zu tun haben – etwa bezüglich Leistungen, Patientenauswahl oder Investitionen. Um als reines Vertragsspital bestehen zu können, braucht es aber ein ausgezeichnetes Image und gute Beziehungen zu den Partnern, insbesondere zu Kranken- und Unfallversicherungen. Die Versicherungen sind ja nicht gezwungen, mit uns Verträge abzuschliessen. Sie müssen von unseren Angeboten und Leistungen überzeugt sein. Das Gleiche gilt für unsere Ärzte. Es sind alles Belegärzte, die im Auftragsverhältnis an der Klinik arbeiten. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, keine Ärzte anzustellen. Damit fördern wir das unternehmerische Denken bei den Ärzten, was den Patienten zugutekommt.